Otto Kandler

Otto Kandler 1983 mit dem Modell von Pseudomurein (Pseudopeptidoglycan)

Otto Kandler (* 23. Oktober 1920 in Deggendorf; † 29. August 2017 in München[1]) war ein deutscher Botaniker und Mikrobiologe, zuletzt em. Professor für Allgemeine Botanik an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

Die wichtigsten Entdeckungen bzw. grundlegenden Arbeiten, die mit Otto Kandlers Namen verbunden sind, stammen aus den Gebieten der Photosynthese, des pflanzlichen Kohlenhydratstoffwechsels, der Strukturaufklärung bakterieller Zellwände (Mureine/Peptidoglykane), der Systematik von Laktobazillen, der Chemotaxonomie von Pflanzen und Mikroorganismen und einer Neukonzeption der Phylogenie der Organismen.[1][2] Er erbrachte den ersten experimentellen Nachweis einer Photophosphorylierung in vivo.[3] Seine Entdeckung grundlegender Zellwandunterschiede zwischen Bakterien und Archaeen (bis 1990 „Archaebakterien“) führte ihn zu der Erkenntnis, dass diese eine eigenständige Gruppe von Organismen bilden[4][5] und machte ihn zum Begründer der Archaeenforschung in Deutschland.[2] Gemeinsam mit Carl Woese schlug er einen Stammbaum des Lebens mit den drei Domänen Archaea, Bacteria, Eucarya vor.[6] Die Themen frühe Evolution und Diversifizierung des Lebens auf der Erde haben ihn seit seiner Jugend beschäftigt. In seinen letzten diesbezüglichen Veröffentlichungen stellt er seine Präzellen-Theorie (pre-cell theory) vor, ein Konzept nach dem die drei Entwicklungslinien des Lebens nicht aus einer ursprünglichen „ersten“ Zelle (ancestral cell, last universal common ancestor – LUCA) hervorgingen, sondern aus einer Population von Präzellen.[7][5][8]

Themen seiner angewandten Forschung waren z. B. die Mikrobiologie von Milch, Milchprodukten oder Abwässern, die Produktion von Biogas und die Erforschung von Waldschäden. Eigene Untersuchungen führten zu seiner entschiedenen Kritik am sogenannten Waldsterben.[1][2][9]

  1. a b c Widmar Tanner: Nachruf: Professor Dr. Otto Kandler (1920–2017). Hrsg.: Deutsche Botanische Gesellschaft. 23. November 2017 (deutsche-botanische-gesellschaft.de [abgerufen am 25. Dezember 2022]).
  2. a b c Karl-Heinz Schleifer: "Otto Kandler: distinguished Botanist and Microbiologist. In: The Bulletin of BISMiS. Bergey’s International Society for Microbial Systematics. Band 2, Nr. 2, Dezember 2011, S. 141–148 (badw.de [PDF]).
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  5. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen BF00700433.
  6. Carl R. Woese, Otto Kandler, Mark L. Wheelis: Towards a natural system of organisms: Proposal for the domains Archaea, Bacteria and Eucarya. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 87, Nr. 12, 1990, S. 4576–4579, doi:10.1073/pnas.87.12.4576, PMID 2112744, PMC 54159 (freier Volltext) – (pnas.org [PDF]).
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